"Na, einen ungemähten Grasstreifen kann ich nicht stehen lassen, das schaut schlampert aus. Da reden die Leute über mich."
Diesen Satz kann man so oder so ähnlich oft hören, wenn man bei Bäuerinnen und Bauern unterwegs ist. Denn oft schauen die Strukturen, die heute für viele Tier- und Pflanzen die letzten Lebensräume wären, einfach schlampert aus. Das Gras hoch, braun, teilweise umgebrochen - das ist man in der Landschaft Österreichs nicht gewöhnt. Und darum müssen Bäuerinnen und Bauern, die solche Biodiversitätsstreifen anlegen nicht nur gegen die eigenen Empfindungen arbeiten, sie unterliegen auch noch der kritischen Bewertung ihres Umfelds.
Woher kommt eigentlich der Begriff "Schlampe"?
Bereits im Deutschen Wörterbuch von 1899 steht, dass die schlampe (..) eigentlich der schlotternde, unordentlich herabhängende weiberrock (ist), und daraus folgernd, dass dann übertragen auf die personen: nachlässig gekleidet, unordentlich, schmutzig einhergehen, auch faul, nachlässig, müszig, mit schleppendem gange einher gehen, lüderlich sich herum treiben: den ganzen tag im hause, auf der strasze herumschlampen. Ursprünglich hatte dieses Wort keinerlei sexuelle Konnotationen, in der männlichen Form Schlamper ist das auch heute häufig nicht der Fall. (Quelle: wikipedia)
Aber woher kommt diese Wahrnehmung eigentlich? Warum nehmen wir manches als ordentlich und manches als schlampert wahr. Und was bedeutet Ordnung in der Landwirtschaft und in der Natur?
Fragen wie diese wollen wir in diesem Projekt beantworten und gleichzeitig einen Prozess in Gang bringen, der die eigenen Wertvorstellungen rund um Landschaft hinterfragt und dazu führt, dass zukünftig ein wenig mehr Schlampigkeit in der Landschaft erlaubt ist.
Warum braucht es denn schlamperte Wiesen?
Das Braunkehlchen spottet über andere Vögel indem es ihre Singweise nachahmt. Möglich ist das, weil er zwei besonders kompliziert gebaute Kehlköpfe hat. Als Bodenbrüter braucht er zum Überleben Wiesenstreifen, die spät gemäht werden - eine frühe Mahd vernichtet oft die Gelege. Und so geht es vielen Arten. Die Schlamperten Wiesen braucht es ganz einfach, damit unsere Landschaft bunt bleibt.
Ordentlich!Schlampert. wird vom Verein thema:natur umgesetzt. Rund um den Verein arbeiten viele Menschen mit, denen das Thema ein Anliegen ist. Hier einige von ihnen.
Wolfgang Suske
Kommunikator der mit allen reden kann
Schlampigkeitstyp: Gelegenheitsschlamper
'Mein Arbeitstisch muss ordentlich sein aber wenn ich gekocht habe, liegt kein Löffel über dem anderen.'
Johannes Maurer
Bauer der begeistert von Landschaft ist
Schlampigkeitstyp: Vielschlamper
'Ich mag es, wenn aufgeräumt ist, aber das kommt leider zu selten vor.'
Kathrin Horvath
Landschaftsplanerin die auf die Vögel und die Natur schaut
Schlampigkeitstyp: Macschlampin
'Solange der Apfel noch unter dem Chaos zu finden ist, ist alles in Ordnung.'
Georg Derbuch
Naturvermittler an dessen Lippen die Zuhörer hängen.
Schlampigkeitstyp: Notfallsschlamper
'Es kommt schon vor, dass es mal nicht ordentlich ist, aber dann bin ich schon wirklich in Zeitnot.'
Nina Dietrich
Zeichnerin mit flinker Hand.
Schlampigkeitstyp: Neverschlampin
'Schön ordentlich, so muss es sein.'
Geert Gratama
Karikaturist mit viel Humor.
Schlampigkeitstyp: Chaosschlamper
'Ordnung die ist ordentlich zu viel für mich.'
Barbara Rems-Hildebrandt
Mitreißende Vermittlerin von Vielfalt.
Schlampigkeitstyp: Strukturschlampin
'Alles mit Struktur und Strukturvielfalt in der Natur.'